Zwei
Musiker auf der Bühne, zwischen einer harfenartigen Metallskulptur, riesigen
Scherben und hängenden Buntglasscheiben, Ambossen und Eisenbahnschienen,
Marimbaphon, Schlagwerkaufbauten und ausgetüftelten elektronischen Instrumenten.
All dies wird bespielt in Zusammenklang mit aufwändig produzierten experimentellen
Tonbändern. Einer von beiden singt mit ungewöhnlichem Stimmvolumen und
Umfang, springt dabei problemlos von tiefem Bass zu hohen Sopranlagen und zelebriert
gleichzeitig spannend Textinhalte, während der andere vom Glastrichterbaum
zur Scherbenschüssel wirbelt, präzise Rhythmen und Klangnuancen mit
vier Schlegeln und zwei Füssen und verschiedenen Hämmern formt, einkomponierte
Aktionen ausführt und dabei hofft, dass auch diesmal kein Glasinstrument
zu Bruch geht.
Con
Tempo - ein ungewöhnliches Duo in einer aussergewöhnlichen,
einzigartigen Besetzung: der Countertenor Ralph Mangelsdorff, ein Altus, der als
einziger seines Stimmfachs kontinuierlich zeitgenössische Musik aufführt,
und der Schlagzeuger Udo
Diegelmann, einer der wenigen Perkussionisten, die solche - unter anderem
wegen des Instrumentariums - aufwändigen Projekte organisieren. Da verschiedene
Komponisten für den aussergewöhnlichen Klang des Ensembles arbeiten,
kann Con Tempo häufig Uraufführungen präsentieren. Im Vordergrund
stehen dabei Werke für Countertenor und Schlagzeug mit oder ohne Elektronik
(gleichzeitig zugespielte Tonbänder oder elektronische Live-Effekte). Ergänzt
werden die Programme durch Bearbeitungen für die entsprechende Besetzung
oder durch Solostücke. Die beiden Musiker arbeiten seit 1995 zusammen.
Zahlreiche Konzerte und Rundfunkaufnahmen dokumentieren diese Zusammenarbeit:
so die regelmässige Teilnahme an den Tagen für Neue Musik, Darmstadt,
oder dem Rheinischen Musikfestival, Köln, oder auch den Bad Vilbeler und
Dillenburger Tagen für Neue Musik. Ralph Mangelsdorff
- Altus
Ralph Mangelsdorff studierte Gesang bei
Richard Levitt. Er spezialisierte sich bald auf das mittelalterliche, barocke
und zeitgenössische Repertoire. Auftritte und Rundfunkaufnahmen mit Schwerpunkt
im szenischen Bereich. Als Solist wirkte er bei Uraufführungen zeitgenössischer
Musik bei den Frankfurter Festen, der Münchner Biennale, den Darmstädter
Tagen für Neue Musik, dem Rheinland Festival und den Wiener Festwochen mit.
Zwischen 1991 und 1996 war er Gastsänger an der Bayerischen Staatsoper (Mussorgski,
"Boris Godunow"). Auch im Bereich der Gesangspädagogik ist er tätig,
wobei sein besonderes Interesse den physiologischen Aspekten der Stimme gilt. Er
lebt heute in Frankfurt am Main. Udo
Diegelmann - Komposition, Percussion
Udo Diegelmann studierte zunächst
Kunst und Musik an der Justus-Liebig Universität in Giessen und gleichzeitig
Schlagzeug und Jazz an der Musikwerkstatt und an Dr. Hochs Konservatorium in Frankfurt.
1986 begann er das Studium der klassischen Schlaginstrumente bei Michael Dietz
an der Akademie für Tonkunst in Darmstadt, wo er 1990 mit der Staatlichen
Musikerzieherprüfung und 1991 mit der künstlerischen Reifeprüfung
abschloss. In den Jahren 1990, 1992, 1994 und 2000 erhielt er ein Stipendium
der Internationalen Ferienkurse des IMD (Klasse Steven Schick, Percussion und
James Wood, Percussion und Komposition, sowie Isao Nakamura und Mircea Ardeleanu,
Projekt mit dem mobilen Experimentalstudio für elektronische Musik der Heinrich
Strobel-Stiftung des SWR). Er wirkt als Komponist,
Organisator und Musiker bei 'Chateauphonie', 'Von Stühlen und vom Sitzen'
mit Ruth Fühner und Annemarie Roelofs, bei 'Klangszenen', 'Lyrical Soundscapes'
und 'Painful Strokes And Horrible Screams' zusammen mit Ralph Mangelsdorff, Peter
Knodt und Birgitta Linde. Neben der Mitarbeit innerhalb der Staatstheater
Darmstadt und Wiesbaden sowie in unterschiedlichen Neue Musik-Ensembles und -Orchestern,
tritt er mit verschiedenen Soloprogrammen für Schlaginstrumente auf.
Seine Interpretationen zeitgenössischer Werke werden auf den Tagen für
Neue Musik in Darmstadt und Köln, sowie auf dem Rheinischen Musikfestival
häufig vom HR und WDR aufgezeichnet und gesendet, ebenso seine Kompositionen. Udo
Diegelmann ist zudem Dozent und Ensembleleiter für Schlaginstrumente und
lebt seit 1993 als freier Musiker in Frankfurt am Main. Seit 1995 arbeitet
er als Komponist, Organisator und Bühnenmusiker mit Ralph Mangelsdorff zusammen.
Kompositionen: - Pentaphase
ein
Werk der Minimal-Art, bestehend aus den Abschnitten: Collage, Pattern und Phasing.
Bei diesem Werk erklingen zwei Pattern gleichzeitig (eines davon vom Tonband),
wobei das Grundtempo des gespielten Pattern allmählich und minimal beschleunigt
wird, so dass nach einer gewissen Zeit die beiden Pattern plötzlich um einen
Notenwert gegeneinander versetzt sind. Die Lautstärke des Tonbandes wird
vom Spieler mit einem Volumenpedal gesteuert.
- FellZeitBänder
Das
musikalische Material dieser Komposition wurde auf ein rhythmisches Pattern reduziert.
Dieses Pattern erklingt auf den fünf Fellinstrumenten und gleichzeitig, jedoch
mit elektronischen Mitteln klanglich verändert, auf dem Tonband. Während
das Tonband dieses Pattern wiederholt, setzt live die Phasenverschiebung des Materials
ein. Es ergeben sich 23 unterschiedliche Überlagerungen bis die Anfangs-situation
wieder erreicht wird und das Stück endet. Der Charakter dieser Überlagerungen
bestimmt die Form der Komposition. Vier gleichlange Abschnitte, die jeweils durch
die vokale Imitation der tiefen, mittleren und hohen Fellklänge begonnen
werden.
Iannis Xenakis - Komposition
Iannis
Xenakis stammt aus Rumänien, lebt aber seit 1947 in Frankreich, wohin er
als politischer Flüchtling kam. Er studierte bei A. Honegger, Darius Milhaud
und Olivier Messiaen Komposition. Xenakis verwendet bei seinen Werken mathematische
Methoden wie Wahrscheinlichkeitsrechnungen, Gruppentheorie, Mengen- und Kontinuitätslehre. Das
Fragment Kassandra stammt aus der Oper L´Orestie nach der Tragödie
von Aischylos (ca. 525 - 556 v. Chr.), die 1987 uraufgeführt wurde. Es ist
der Dialog, der von Agamemmnon als Beute vom trojanischen Krieg mitgebrachten
Kassandra mit dem Chorführer. Wie in der alten Tragödie werden beide
Rollen von einer Person gesungen. Andreas H.
H. Suberg - Komposition
Andreas H. H. Suberg studierte
Klavier bei Grigory Gruzman und Komposition bei Toni Völker an der Akademie
für Tonkunst, Darmstadt. Zwischen 1994 und 1999 absolvierte er ein abschliessendes
Kompositionsstudium bei Prof. Hans Ulrich Humpert im Studio für elektronische
Musik der Musikhochschule Köln. Ausgangspunkt
für die Komposition "De metalli" war eine der 166 Prophezeiungen
Leonardo da Vincis, die Ende des 15. Jahrhunderts entstanden und bei Hofe zur
Unterhaltung vorgetragen wurden. Da Vinci bediente sich des literarischen Kunstgriffs
eines Rätsels, um seine Beobachtungen der Zeit zu verschlüsseln und
so auf eine prophetische Ebene zu heben. Die auf dem Tonband verwendeten Metallklänge
sind aus elektronischen Ableitungen des live verwendeten Klangmaterials generiert. |